Mitglieder der Jury Umweltzeichen in der neuen Berufungsperiode 2022 bis 2024: v.l.n.r. Kathrin Krause (vzbv), Jan Philipp Rohde (DGB), Anna Hartleif (AStA Bonn), Jelena Nikolic (HDE), Katharina Istel (NABU), Dr. Heike Buschhorn (Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz), Julia Römer (BUND), Steffi Lemke (BMUV), Dr. Axel Neisser (Stiftung Warentest), Prof. Dr. Mario Schmidt (Hochschule Pforzheim), Claudia Voss (BDI) und Dorothee Rodenhäuser (FEST e.V.)
Die JURY UMWELTZEICHEN, das unabhängige Beschlussgremium beim Blauen Engel, entscheidet, für welche Produktgruppen und Dienstleistungsbereiche der Blaue Engel vergeben werden soll. Außerdem diskutiert und beschließt sie die jeweiligen Vergabekriterien, die vom Umweltbundesamt erarbeitet werden. Die Jury-Mitglieder sind weisungsfrei und unparteiisch, die Mitgliedschaft ist ehrenamtlich.
Der Jury gehören 14 natürliche Personen an, die von der Bundesumweltministerin berufen wurden.
Katharina Istel vom NABU wurde als Vorsitzende der Jury Umweltzeichen und Prof. Dr. Mario Schmidt von der Hochschule Pforzheim / Institut für Industrial Ecology (INEC) als Stellvertretung gewählt.
Auf ihrer ersten Sitzung verabschiedete die Jury Umweltzeichen Vergabekriterien für drei neue Umweltzeichen:
- Lieferdienstleistungen der letzten Meile
- Schadstoffarme Fassadenfarben
- Dach- und Dichtungsbahnen
Lieferdienstleistungen der letzten Meile
Die Zahl der von Kurier-, Express- und Paket-(KEP-)Dienstleistern pro Jahr zugestellten Sendungen wächst kontinuierlich, im Jahr 2020 wurden über 4 Mrd. Sendungen zugestellt. Die im Zuge dieser Entwicklung anfallenden Transportprozesse verursachen Treibhausgas-, Feinstaub- und NOx-Emissionen, Lärm und weitere Umweltwirkungen. Ein relevanter Teil dieser Umweltwirkungen entsteht auf der sogenannten "letzten Meile", also dem letzten Teilstück der Strecke, wie beispielsweise dem Transport vom Paketzentrum mit dem 3,5 t-Lieferfahrzeug zu den Empfänger*innen.
Mit dem neuen Umweltzeichen sollen Lieferdienstleistungen ausgezeichnet werden, welche sich auf der letzten Meile in Bezug auf ökologische Aspekte sowie die Inanspruchnahme des öffentlichen Raumes relevant gegenüber anderen Lieferdienstleistungen hervorheben.
Im Fokus steht neben dem Einsatz von emissionsarmen Fahrzeugen, auch Maßnahmen zur Vermeidung umweltbelastender Mehrfachzustellungen, insbesondere die Wahlmöglichkeit der Kunden in Bezug auf Auslieferort und Zeitpunkt. Gerade in der Nutzung der sogenannten alternativen Abholpunkte wie wohnortnahen und ohne KFZ erreichbaren Paketstationen, Paketshops etc. liegen besonders große Umweltentlastungspotenziale.
Daneben wird ausgeschlossen, dass die Lieferdienstleistungen unter ungünstigen oder sozialpolitisch fragwürdigen Arbeitsbedingungen durchgeführt werden.
Der Blaue Engel kann nicht für die verschiedenen Formen der aus Umweltsicht problematischen Instant- oder Sofort-Lieferungen vergeben werden.
Mit diesem Umweltzeichen können zukünftig Händler gemeinsam mit Lieferdienstleistern ihren Kund*innen aktiv eine Lieferung unter den Bedingungen des Blauen Engel anbieten. Das Umweltzeichen trägt dabei die Erläuterungen:
- klimaschonend auf der letzten Meile sowie
- emissions- und lärmarm auf der letzten Meile
Schadstoffarme Fassadenfarben
Außenfarben an Fassaden werden großflächig zum Schutz und zur Gestaltung von Gebäuden eingesetzt. Im Außenbereich kommen bei Beschichtungssystemen häufig Biozide zum Schutz gegen Algen- und Pilzbefall zum Einsatz. Diese Biozide verhindern den Befall der Gebäudefassade nicht, sondern verzögern diesen nur und werden mit der Zeit ausgewaschen. Das Risikopotential einer Schadstofffreisetzung in die Umwelt bei der großflächigen Anwendung sollte aus Umwelt- und Gesundheitssicht möglichst gering sein. Das neue Umweltzeichen kennzeichnet daher schadstoffarme Produkte ohne bioziden Filmschutz.
Mit diesem Umweltzeichen können Produkte gekennzeichnet werden, die
- ohne bioziden Filmschutz auskommen und
- einen geringen Schadstoffgehalt aufweisen.
Dach- und Dichtungsbahnen
Dach- und Dichtungsbahnen kommen als Abdichtung von Flachdächern und geneigten Dächern wie zum Beispiel bei Gründächern, Terrassen, Balkonen, Dachgärten und Tiefgaragen zum Einsatz. Sie dienen aber auch zur Abdichtung von Sprinklerbehältern und Teichen.
Da sie großflächig verbaut werden und in Kontakt mit Boden oder (Regen-)Wasser kommen, sollten Schadstoffe aus diesen Produkten möglichst nicht freigesetzt werden. Der Blaue Engel bewertet daher die Schadstofffreisetzung aus Dach- und Dichtungsbahnen durch eine Oberflächenauslaugprüfung.
Mit diesem Umweltzeichen können Produkte gekennzeichnet werden, die
- schadstoffarm,
- gewässerschonend und
- ressourcenschonend sind.
Die neuen Kriteriendokumente werden in den kommenden Wochen finalisiert und auf Vergabekriterien verfügbar sein. Hersteller von besonders umweltfreundlichen Produkten können dann das Zeichen beantragen.
Zudem hat die Jury Umweltzeichen einen Prüfauftrag für Dachsteine aus Beton beschlossen.
Informationen zum Umweltzeichen Blauer Engel
Der Blaue Engel ist seit über 40 Jahren das Umweltzeichen der Bundesregierung und die Orientierung beim nachhaltigen Einkauf. Unabhängig und glaubwürdig setzt er anspruchsvolle Maßstäbe für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Der Blaue Engel garantiert, dass mit ihm ausgezeichnete Produkte und Dienstleistungen hohe Ansprüche an Umwelt-, Gesundheits- und Gebrauchseigenschaften erfüllen. Dabei ist bei der Beurteilung stets der gesamte Lebensweg zu betrachten. Für jede Produktgruppe werden Kriterien erarbeitet, die mit dem Blauen Engel gekennzeichnete Produkte und Dienstleistungen erfüllen müssen. Um dabei die technische Entwicklung widerzuspiegeln, überprüft das Umweltbundesamt alle drei bis vier Jahre die Kriterien. Auf diese Weise werden Unternehmen gefordert, ihre Produkte immer umweltfreundlicher zu gestalten.