Login – so sollte die Nachricht eigentlich lauten, die Leonard Kleinrock und sein Student Charley Kline 1969 an einen Computer im mehr als 500km entfernten Stanford Research Institute schicken wollten. Bereits nach den ersten zwei Buchstaben brach die Verbindung aber ab, weswegen „lo“ und nicht „login“ als erste Textnachricht des Internets, das damals noch ARPANET hieß, in die Geschichte einging. Dass ihre Erfindung 53 Jahre später fast alle Lebensbereiche der Menschheit umfassen sollte, konnten die Forscher*innen damals noch nicht absehen. Kein Wunder also, dass auch der gewaltige Energieverbrauch des Internets und die damit einhergehenden Umweltauswirkungen keine Rolle spielten.
Rechenzentren – das Rückgrat der Digitalisierung und heimliche Energiefresser
Dass das Internet so viel Energie verbraucht, hat vor allem mit der dahinterliegenden Technik zu tun. Vom E-Mail-Schreiben über Onlinebanking bis hin zum Videostream: Alles, was wir im Internet machen, muss von Rechenzentren verarbeitet werden. Sie gelten daher als das Rückgrat der Digitalisierung. Um ein einziges Rechenzentrum betreiben zu können, benötigt man zum Teil aber so viel Energie wie eine gesamte Kleinstadt. Doch nicht nur ihr hoher Energieverbrauch macht Rechenzentren aus Umweltsicht problematisch. Damit sie nicht überhitzen, müssen Rechenzentren gekühlt werden. Dabei verwenden viele Betreiber klimaschädliche Kältemittel. Beiden Problemen hat sich der Blaue Engel angenommen. In seinen Vergabekriterien für einen ENERGIEEFFIZIENTEN RECHENZENTRUMSBETRIEB (DE-UZ-161) und KLIMASCHONENDE CO-LOCATION-RECHENZENTREN (DE-UZ 214) formuliert das Umweltzeichen nicht nur strenge Anforderungen an den Energieverbrauch, sondern auch an die Klimatisierung und den Einsatz der Technik.
Kein umweltfreundlicher Rechenzentrumsbetrieb ohne nachhaltige Server und Datenspeicher
Aber nicht nur die Nutzung der Rechenzentren muss umweltfreundlicher werden, sondern auch die Technik, die darin installiert ist. Denn Server sind die Hauptverursacher des Energieverbrauchs in Rechenzentren. Um den CO2-Fußabdruck von Rechenzentren reduzieren zu können, benötigt man folglich Server, die sparsam arbeiten. Die Energieeinsparungen von Servern und Datenspeicherprodukten wirken sich im Rechenzentrum doppelt aus: Auf der einen Seite durch die direkten Energieeinsparungen der Geräte selbst und auf der anderen Seite durch den reduzierten Bedarf an Klimatisierung.
Das Umweltzeichen Blauer Engel für SERVER UND DATENSPEICHERPRODUKTE (DE-ZU 213) setzt hohe Mindestanforderungen an die Energieeffizienz von Servern, Datenspeicherprodukten und Netzteilen sowie an die Schadstofffreiheit der eingesetzten Kunststoffmaterialien. Mit dem Blauen Engel können somit Geräte gekennzeichnet werden, die sich durch eine hohe Energieeffizienz auszeichnen, langlebig sind und umweltbelastende Materialien vermeiden.
Die THOMAS-KRENN.AG ist der erste Zeichennehmer in dieser Produktgruppe. Das Unternehmen aus Freyung im Bayerischen Wald fertigt seit 2002 individuelle Server- und Storage-Systeme nach dem Built-to-Order-Prinzip. Die Urkundenverleihung findet am 09. November 2022 auf der 10. Fachkonferenz für sozial verantwortliche IT-Beschaffung in Nürnberg statt.
Längere Nutzungsdauer von Hardware nur durch die passsende Software möglich - KDE Okular als erster Zeichennehmer ausgezeichnet
Oft noch unbeachtet ist, dass Software, die wir auf unseren Handys, Laptops oder Tablets installiert haben, die Umweltbilanz erheblich beeinflusst. Denn wie viel Energie unsere Hardware verbraucht, hängt entscheidend von der Software ab, die sich darauf befindet. Zwar verbraucht die Hardware die Energie, aber die Software löst den Energieverbrauch aus. Das heißt Computer, Notebook oder Smartphone können nur so energieeffizient sein, wie es die Software ermöglicht. Eine Software, die den Blauen Engel für RESSOURCEN- UND ENERGIEEFFIZIENTE SOFTWAREPRODUKTE (DE-UZ 215) trägt, geht besonders sparsam mit den Hardwareressourcen um, wodurch sich nicht nur Energie sparen lässt, sondern die Geräte auch länger genutzt werden können.
Auch diese Produktgruppe hat mit KDE OKULAR seit Kurzem einen ersten Zeichennehmer. KDE ist eine weltweite Gemeinschaft von Software-Ingenieur*innen, Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Übersetzer*innen und Entwickler*innen, die sich der Entwicklung freier Software verschrieben haben. Drei Mitglieder der KDE-Gemeinschaft - Joseph P. De Veaugh-Geiss, Alexander Lohnau und Harri Porten – nahmen die Urkunde am 28. September 2022 von Mathias Bornschein (Umweltbundesamt) im Rahmen der ENVIROINFO in Hamburg entgegen.
Weitere Informationen
Marina Köhn, Green-IT Expertin vom Umweltbundesamt, gibt in unserem RADIOINTERVIEW einen tieferen Einblick in die Umweltauswirkungen von Rechenzentren.